Mit Auszeichnung
Die Homunkulus Figurensammlung, einer der Preisträger der 16. Preisverleihung der DEFA-Stiftung am 18.11.2016 in der Akademie der Künste. Die Verleihung stand ganz im Zeichen des 70. Geburtstages der DEFA.
Die fleißigen Baumeister
Zugeflogen: In der nordischen Mythologie symbolisiert der Rabe die Weisheit, der Gott Odin hatte stets die beiden Kolkraben Hugin und Munin bei sich, die auf seinen Schultern saßen und ihm berichteten, was auf der Welt vor sich ging. König Artus soll in einen Raben verwandelt worden sein. Dem griechischen Gott Apollon waren die Raben heilig. In der Erzählung von der Sintflut lässt Noah einen Raben fliegen, und bis in die heutige Zeit sind Raben und Krähen beliebte Symbole in Lyrik, Prosa, Filmen und Lebensart. Der Künstler Jo Harbort hat nun mit einem Raben, einer wunderschönen Holzpastik, einen Gruß zum neuen Museum fliegen lassen. Danke!
Wer will fleißige Handwerker seh’n? Es geht vorwärts mit dem Bau der Figurensammlung HOMUNKULUS auf Hiddensee. Wir haben eine kleine Fotogalerie für Sie erstellt, die den Baufortschritt zeigt, und eine Anekdote am Rande – ein Urlauber entdeckte im Sommer die Baustelle und meinte zu seiner Frau: „Das wird die neue Kirche von Vitte, weil es hier ja noch keine gibt. Und das da hinten ist der Glockenstuhl!“ Nein, es wird ein Museum, auch wenn man damals noch etwas Fantasie brauchte … – aber nun steht das Puppenmuseum, erkennbar und wunderschön, und erwartet seine Besucher.
Ein neues Zuhause für Pinocchio & Co.
Architektin Johanne Nalbach hat auf Hiddensee architektonische Akzente gesetzt
Zur Seebühne Hiddensee gehören nahezu eintausend sympathische Darsteller, von Künstlerhand geschaffen und oftmals mit bewegter Lebensgeschichte. Schon lange rappelt es in der Kiste und eines Tages planten jene Ensemblemitglieder einen Aufstand und forderten einen Ort, an dem sie sich ihrem Publikum auch dann zeigen können, wenn sie nicht auf der Bühne agieren. Auch Wiebke und Karl Huck träumten lange von einer zusätzlichen, ganzjährig nutzbaren Räumlichkeit auf der Insel für ihre Figurensammlung, die sich auch als Probebühne und für Seminare im Bereich des Figurenspiels und Figurenbaus eignet.
Der Aufstand der Figuren war erfolgreich. Ein Stück Land mitten in Vitte steht zur Verfügung, eine Schatztruhe mit Fördergeldern wurde angeschwemmt und eine Architektin gefunden, die die Träume auf dem Reißbrett in Realität umgesetzt hat. Seit langer Zeit gehört diese Architektin zum engen Freundeskreis der Seebühne. Kindliche Begeisterung steht ihr ins Gesicht geschrieben, wenn sie Vorstellungen des Theaters auf Hiddensee, in Berlin oder im eigenen Hause, in der Kulturscheune ihres Seehotels in Nakenstorf am Neoklostersee bei Wismar, erlebt. Johanne Nalbach, im österreichischen Linz geboren, zählt zu den renommiertesten Architekten der Bundesrepublik. Seit 40 Jahren in Berlin ansässig, hat sie unzählige Projekte auf nationaler und internationaler Ebene realisiert, darunter Großprojekte wie das Bundespressekonferenz-Zentrum in Berlin-Mitte und Lieblingsprojekte wie das von der Künstlerin SEO ausgestattete art’otel Köln oder das Café Bravo auf der Auguststraße in Berlin, welches sie mit dem amerikanischen Künstler Dan Graham konzipierte. Mit dem Neubau der HOMUNKULUS-Figurensammlung setzt Johanne Nalbach einen außergewöhnlichen architektonischen Akzent auf Hiddensee. Die Faszination der Landschaft und das Meer waren die Basis für Ihren Entwurf. Johanne Nalbach ist es wichtig, in ihrer Architektur einen Dialog mit dem Umfeld aufzunehmen und eine Antwort auf den Ort und die Funktion finden. „Die Seebühne ist für mich das lebende Kulturgut in unserer Zeit auf diesem Eiland, und diesem galt es ein Gesicht in Form der Architektur zu geben, das die Natur in der Wahl der Materialien und die kultivierte Verspieltheit der Puppenbühne und der Figuren des Museums widerspiegelt“, sagt die Architektin. Die sinnliche Materialität des Gebäudes aus Lärchenholz soll den Charakter des Inneren auch nach außen zeigen.
Die im Bebauungsplan der Insel vorgegebenen Gestaltungsrichtlinien sollten aus Sicht von Johanne Nalbach sensibler ausgearbeitet werden. „Die Insel hatte einen hohen kulturellen Rang in der Vergangenheit und hat eine außergewöhnliche landschaftliche Schönheit, die auch aus ihrer Unversehrtheit resultiert. Ein Bebauungsplan muss einerseits feste Grenzen setzen, sollte aber auch Freiräume geben, wenn bessere Gedanken diese überschreiten“. Das angestammte Seebühnen-Theater am Wallweg ist ein Ort des Rezipierens. Johanne Nalbachs Neubau der HOMUNKULUS-Figurensammlung, wenige Meter entfernt, wird neue Maßstäbe auf Hiddensee setzen. Die von ihr entworfene Heimstätte für Pinocchio & Co. wird ganzjährig auf Hiddensee ein Ort des kreativen Dialogs sein, der den Austausch über Architektur, Theater und andere Kunstformen bei einer Tasse Kaffee oder einem Glas Wein ermöglicht – eine Insel auf der Insel, ein Raum für Ideen und bessere Gedanken. (Text: Konrad Hirsch, 2013/2014)